Renia Spiegel (1939)

                           Renia Spiegel (1939)

Renia Spiegel wurde am 18. Juni 1924 als Tochter von Roza und Bernard Spiegel in Uhryńkowce in der Woiwodschaft Tarnopol geboren. Bernard Spiegel war Gutsverwalter in Uhrynkowce. Renias sechs Jahre jüngere Schwester Ariana war ein sogenanntes “Wunderkind” und trat bereits im Alter von acht Jahren auf der Bühne des “Cyrulik Warszawski Theaters“ auf. Darüber hinaus spielte sie in einigen Kinofilmen mit, die vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs produziert wurden, so z. B. in “Gehenna” von Michał Waszyński (1938).

Renia schreibt seit Januar 1939 Tagebuch. Als der 2.Weltkrieg ausbricht, ist sie gerade einmal 15 Jahre alt und lebt mit ihrer Schwester bei den Großeltern in Przemyśl. Renia schreibt Gedichte, die gelegentlich in der Schülerzeitung veröffentlicht werden. Sie sammelt ihre Gedichte in selbst bemalten und schön gestalteten Heftchen.

In ihrem Tagebuch beschreibt sie vordergründig ihre Einsamkeit in ihrem Leben und die Sehnsucht nach ihrer Mutter, sie schreibt über ihre erste Liebe und über den Alltag während der sowjetischen und später der deutschen Besatzungszeit. Sie berichtet von ihren Ängsten und der Unterdrückung im Ghetto von Przemyśl und spricht von ihrer Demut, die sie ertragen muss und deren Zeugin sie ist. Sie schreibt bis zum letzten Tag ihres kurzen Lebens. Renia Spiegel wird im Sommer 1942 mitten auf der Straße im Ghetto erschossen, eine Woche nach ihrem 18. Geburtstag.

Die rund 700 Seiten des Tagebuchs von Renia Spiegel, die den Zeitraum von 1939 bis zum Sommer 1942 umfassen, ermöglichen eine eindrucksvolle Sicht in das Leben einer jungen Frau. Das Tagebuch ist gleichfalls Zeugnis für die Gräueltaten der deutschen Besatzung. Es dokumentiert die außergewöhnliche Reife einer jungen Autorin. Die Einblicke in ihr Privatleben sind außergewöhnlich berührend, oft fröhlich und amüsant und der Ausdruck ihrer jugendlichen Frische spiegelt die Gefühle eines Teenagers zeitübergreifend. Dieses Tagebuch ist eine kostbare historische Quelle des Holocausts und ein ausgezeichnetes literarisches Werk zugleich.